Weiterentwicklungen mit Biss: Neues von der Zahnschiene

Die transparente Zahnschiene wird immer beliebter, wenn es bei Erwachsenen um Korrekturen von Zahnfehlstellungen geht. Das überrascht insofern nicht, als im Zuge von Studien wie der Ende 2020 publizierten Untersuchung Evaluation of effectiveness and stability of aligner treatments using the Peer Assessment Rating Index festgestellt wurde, dass Aligner auch für aufwändigere Behandlungen von Überbiss und Co. infrage kommen. Dementsprechend viel Wert legen viele Zahnärzte, -techniker und Kieferorthopäden darauf, sowohl in medizinischer als auch technischer Hinsicht immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Was gibt es Neues beim Material, bei der Anfertigung der Aligner und der Schulung des Fachpersonals? Hier ein kleines Update.

Welche Neuigkeiten gibt es beim Aligner-Material?

Wer seine Zahnfehlstellung wie einen Überbiss mithilfe einer transparenten Zahnspange korrigieren lassen möchte, benötigt mehrere Dinge:

  • Viel Disziplin beim Tragen jeder einzelnen Zahnschiene,
  • einen Behandlungsplan, der realistisch ist und
  • einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden, der nicht nur fachlich geschult ist, sondern regelmäßige Kontrolltermine vor Ort anbietet,

Aber wenngleich eine Aligner-Therapie unter diesen Umständen häufig erfolgreich ist, ist und bleibt der Materialverbrauch bei den durchsichtigen Zahnschienen hoch. Der Grund? Jede Einzelne eignet sich nach dem aktuellen Stand lediglich für eine 0,2-Millimeter-Verschiebung der Zähne. Kalkuliert man bei leichten bis aufwendigeren Zahnkorrekturen mit zehn bis 50 Alignern pro Patient, fällt eine Menge Material an. Ein Argument für das deutsche Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung, IAP, sich intensiver mit Formgedächtnispolymeren zu beschäftigen.

Sie sollen das Material für eine Zahnschiene bilden, die sich im Mund eines Anwenders etappenweise anpasst. In der Folge sollen mehrere Behandlungsschritte mit einer einzelnen durchsichtigen Zahnspange realisierbar werden, was den Materialeinsatz deutlich minimieren könnte. Die Forschungen und Analysen laufen noch, doch die ersten Labor-Eindrücke erwiesen sich als vielversprechend. Auch am Polyklinikum für Kieferorthopäde der Universität Düsseldorf, das eine Kooperation mit dem IAP eingegangen ist und welches das neue Material seit Ende 2023 für klinische Tests weiter optimiert. Apropos Material …

Der Beitrag des 3D-Drucks zur Aligner-Behandlung

Der 3D-Druck ist bereits in diversen Anwendungsgebieten gefragt, wobei die Kieferorthopädie und die Zahnschiene keine Ausnahmen bilden. In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, dass die Druckvorbereitung, die Umsetzung und die Nachbearbeitung der einzelnen durchsichtigen Zahnspangen einerseits zeit- und materialsparend sind, andererseits aber auch noch viel menschliche Aufmerksamkeit benötigen. Das liegt daran, dass

  • die Mischung der verwendeten Materialien sehr gründlich geprüft werden muss, damit es bei den fertigen Schienen nicht zu Brüchen kommt,
  • die für den 3D-Druck bestimmten Drucker außerordentlich zuverlässig und genau arbeiten müssen, damit jede Zahnschiene von gleichbleibend hoher Qualität ist und
  • eine sorgfältige Abschlussprüfung und Nachbearbeitung (bei Bedarf) unumgänglich bleibt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Fachkompetenz ist weiterhin gefragt – und sie wird noch relevanter werden, solange es um die Korrektur von Zahnfehlstellungen wie einem Überbiss mithilfe des Aligners geht. Sei es in technischer, sei es in medizinischer Hinsicht. Und siehe da, auch in diesen Bereichen gibt es neue Ansätze.

Das A und O bei der Zahnschienen-Therapie: das fachlich kompetente Behandlungsteam

Die Optik allein ist nicht alles – jedenfalls nicht, wenn beispielsweise die medizinische Notwendigkeit für die Korrektur eines Überbisses besteht. Ob der Aligner ein geeignetes Hilfsmittel dabei darstellt, muss von Zahnmedizinern im Zuge einer individuellen Untersuchung abgeklärt werden. Was selbstverständlich voraussetzt, dass es sich dabei um fachlich kompetente Ärzte handelt. Da sich in den vergangenen Jahren in puncto Digitalwesen und Technik in der Kieferorthopädie einiges getan hat, entschieden sich die deutsche Hochschule Fresenius und die ibiz academy zu einer einzigartigen Kooperation. Sie bieten ab März 2024 den vier Semester dauernden und aus 18 Modulen bestehenden berufsbegleitenden Masterstudiengang Kieferorthopädie und Alignertherapie an.

Er soll als Weiterbildung dienen, wobei die Absolventen gleichermaßen über zahnmedizinische als auch technische als auch unternehmerische Innovationen und Anwendungsmöglichkeiten rund um die Zahnschiene informiert werden sollen. Information zum Thema Aligner ist in diesem Zusammenhang überhaupt ein gutes Stichwort. Man denke etwa an die Österreichische Gesellschaft für Aligner Orthodontie (ÖGAO), die im Jänner 2023 von zwei österreichischen Kieferorthopäden ins Leben gerufen wurde. Auch sie bietet in gleichmäßigen Abständen Workshops, Seminare sowie Kongresse an. Die Idee dahinter? Kieferorthopäden und Zahnärzte sollen in Bezug auf die Zahnschiene und ihre Anwendungsmöglichkeiten stetig weiter geschult werden, damit sie auch anspruchsvolle Behandlungen sicher durchführen können.

Fazit: Die Zahnschiene ist und bleibt im Kommen

Wenngleich sich dank ihrer Hilfe auch in Zukunft nicht jeder gravierende Überbiss beheben lassen wird, so muss man doch festhalten, dass die transparente Zahnspange stetig verbessert werden wird. Dafür sprechen nicht nur immer ressourcenschonendere Materialien und ein Plus an Komfort bei der Herstellung und beim Tragen jeder einzelnen Zahnschiene. Denn auch die permanente Schulung von Zahnärzten und Kieferorthopäden trägt dazu bei, dass die Aligner-Therapie immer sicherer wird. Zwar existieren noch keine wissenschaftlichen Langzeituntersuchungen, die Aufschluss darüber geben, ob eine per 3D-Druck erzeugte Zahnschiene genauso zuverlässig ist wie eine aus herkömmlicher Produktion. Doch vielleicht ist es schon bald so weit. Und wer weiß, vielleicht sind die dabei gewonnenen Erkenntnisse ja sogar auf dem Ball der Technik im nächsten Jahr Gesprächsthema?

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